Ptolemäus

Ptolemäus (um 100 bis ca. 160), Astronom und Mathematiker, dessen astronomische Theorien die Wissenschaft bis ins 16. Jahrhundert beherrschten. Ptolemäus findet auch wegen seiner Beiträge zur Mathematik, Optik und Geographie Erwähnung. Sein Geburtsort liegt vermutlich in Griechenland, und sein vollständiger Name war Claudius Ptolemäus. Aus alten Quellen geht hervor, daß er die meiste Zeit seines Lebens in Alexandria in Ägypten verbracht und dort gearbeitet hat.

Ptolemäus' frühestes und bedeutendstes Werk, Almagest, stellte in einem geometrischen Modell seine Theorie vor, die die sichtbaren Bewegungen und Positionen der Planeten und die von Sonne und Mond vor dem Hintergrund unbeweglicher Sterne mathematisch erklärt. Das Werk enthält keinerlei physikalische Beschreibung der Objekte im Weltraum.

Ptolemäus vertrat die damals allgemeingültige Theorie, daß die Erde der Mittelpunkt des Universums ist (geozentrisches Weltsystem). Ptolemäus glaubte, daß sich Planeten, Sonne und Mond auf kleinen Kreisbahnen bewegen, deren Mittelpunkte aber auf viel größeren Bahnen um die Erde kreisen. Dieses System deckte sich mit den meisten Beobachtungen der Astronomen.

Ptolemäus verwendete für die kleinen Kreisbahnen, auf denen sich nach seiner Annahme die Objekte im Weltall bewegen, den Begriff Epizykel. Um seine Theorie glaubhaft zu machen, mußte er aber Abweichungen von der traditionellen Mathematik in Kauf nehmen. Diese Unstimmigkeit war einer der Gründe, weshalb der polnische Astronom Nikolaus Kopernikus das ptolemäische System im 16. Jahrhundert ablehnte. Statt dessen entwickelte er eine heliozentrische Theorie, in der richtigerweise die Sonne im Mittelpunkt des Sonnensystems steht.

Weitere Werke von Ptolemäus stellten einen wesentlichen Beitrag zur Mathematik dar, indem er die Trigonometrie weiterentwickelte. Seine Theorien benutzte er zur Konstruktion von Astrolabien (astronomisch-geodätische Beobachtungsinstrumente) und von Sonnenuhren. In seiner Tetrabiblos wandte Ptolemäus die Astronomie auf die Astrologie an und leitete daraus Horoskope ab. Von beträchtlicher historischer Bedeutung ist seine Geographia, in der die Welt nach dem Wissensstand seiner Zeit kartiert ist. In diesem Werk benutzt Ptolemäus ein Gradnetz von geographischen Breiten und Längen, auf das die Kartenzeichner jahrhundertelang zurückgriffen, dem es aber an verläßlichen Angaben mangelte. Von Ptolemäus stammt auch die Harmonik, eine Abhandlung über Musiktheorie, und die Optik, in der er die Eigenschaften des Lichtes (besonders Beugung und Reflexion) beschrieb.